Digitalisierung: Wie weit gehen wir?

von Michael Tellenbach

    Das Wichtigste in Kürze

  • Was ist in der digitalen Zukunft alles möglich?
    Selbstfahrende Autos sind bereits auf dem Markt. Wie sieht es beispielsweise mit autonomen Flugzeugen aus? Die nötigen technologischen Bausteine wären vorhanden.
  • Wie sah die digitale Vergangenheit aus?
    Vor gut 40 Jahren etablierte sich der Personal Computer nach und nach in der Schweiz. Damals war es jedoch noch unvorstellbar, dass dieses Gerät einen festen Bestandteil unserer vier Wände einnimmt.
  • Menschliche Faktoren
    Das Misstrauen stellt den neuen Technologien die grössten Steine in den Weg. Gegenwärtig werden viele neuartige Entwicklungen und die Datenverarbeitung durch Gesetze reguliert. Dennoch bleibt Eigenverantwortung unerlässlich!

Alles dreht sich um Autonomie

Neulich war ich in unserem Büro stiller Teilnehmer an einem etwas anderen «Mittags-Tech-Talk». Als konkretes Thema beschäftigten sich die beiden Gesprächspartner darum, ob es in Zukunft noch nötig ist, Piloten in ein Cockpit zu setzen, da es in Zukunft definitiv möglich sein werde, nur noch die Technik fliegen zu lassen. Die Meinungen der beiden Parteien gingen weit auseinander: Kontra meinte salopp, dass sich Menschen durch eine solche Massnahme nicht mehr sicher fühlen. Pro hingegen stellte fest, dass das Risiko des fehleranfälligen Systems «Mensch», durch den Einsatz von Hard- und Softwarelösungen mit Algorithmen und «Artificial Intelligence» verringern liessen. Zudem dienen bereits heutige und kommende Technologien dazu, das Fliegen, Fahren und Leben im Allgemeinen einfacher und damit sicherer zu machen.

Inwiefern der Mensch bereit ist, sein Leben und seine Sicherheit in die Hände von Technologien zu legen, darüber habe ich mir im folgenden Blogartikel Gedanken gemacht:

Ein Blick zurück

Hierzu eine kleine Anekdote, welche ein naher Bekannter von mir gerne mal wieder hervorbringt: Oberstufenklasse Wolhusen im geschätzten Zeitraum zwischen 1980-1983. Der erste Computer stand für die Schulklassen bereit. Die meisten Schüler kannten dieses Gerät wenn überhaupt nur aus Zeitschriften oder Fernseher. Lediglich fest installierte Telefone und Schreibmaschinen waren bereits im Alltag angekommen. Da wagt es der Informatik-Lehrer zu behaupten, dass dieses neuartige Super-Gerät in Zukunft in jedem zu Hause vorhanden sein wird. Er sinnierte weiter, dass alle der Schülerinnen und Schüler, mindestens einmal pro Monat oder mehr, diesen für eine Aufgabe benutzen werden...

In der Klasse brach ungehaltenes Gelächter aus und der Lehrer wurde als «Spinner» abgetan.

Der Lehrer hatte (un-)recht

Dass die Technologie heute unser Leben mitbestimmt, konnte der Lehrer vor 40 Jahren zwar erahnen, jedoch konnte er sich das Ausmass wohl kaum vorstellen. Ein/e Oberstufenschüler/in war damals zwischen 13 und 16 Jahre alt. Heisst, inzwischen sollten die Lektionsteilnehmer/innen zwischen 53 und 56 Jahre alt sein, ziemlich sicher ein Smartphone besitzen und am Feierabend glücklich über die 10'000 abgelaufenen Schritte mit der Einparkhilfe in den Parkplatz vor dem Haus einparkieren, sich auf die Couch schmeissen und «Hey Swisscom!» rufen.

Ein wenig satirisch, jedoch eine schöne Anspielung auf die vielen technischen Errungenschaften seit der Erfindung des Personal Computers, welche Teil unseres Alltags geworden sind.

Die Akzeptanz für neue Technologien braucht Zeit

Der Mensch braucht einige Zeit, sich an einen neuen Umstand zu gewöhnen. Er erkennt die Nachteile eher und es werden in der Regel allfällige Vorteile zunächst ignoriert.

Laut einer Studie von McKinsey sind Experten der Meinung, mit dem Ausmerzen der Fehlerquelle «Mensch» und der künftigen Technologie des autonomen Fahrens lassen sich 90 Prozent der tödlichen Unfälle verhindern. Die Technologie verhält sich somit zuverlässiger als der Mensch.

Spontan kommt mir hier das Video «der Gerät» in den Sinn und ich muss zunächst ein wenig schmunzeln. Keine wirkliche wissenschaftliche Quelle, jedoch fällt dies genau in die Kategorie «Zuverlässigkeit» hinein:

Eine weitere Umfrage zweier Autohersteller über die Sicherheit selbstfahrender Autos zeigt, dass die Menschen sich allmählich an neue Technologien annähern. Die Ergebnisse wurden jeweils in Länder unterteilt. Die erste Runde fand im Jahr 2017 statt, wobei in jedem befragten Land noch über 50% der Probanden angaben, dass das autonome Fahren nicht sicher sei. Ein Jahr, und damit viele Stunden Aufklärung später, sanken die Zahlen um 17% bis sogar 36%.

Infografik: Vertrauen in autonome Fahrzeuge steigt, von Statista
Quelle: Statista

Zurück zur Ausgangslage

Der Mensch ist fehlerhaft und dadurch auch potentiell gefährlich. In der Geschichte der Luftfahrt gab es immer wieder Abstürze, dessen Untersuchungen technische Massnahmen erforderten, damit das Risiko eines gleichen Fehlers in Zukunft auf ein Minimum reduziert wurde. Mittlerweile stehen nur noch wenige Punkte bezüglich technologischen Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit der Luftfahrt.

Der Faktor «Mensch» kann dabei bis auf Verhaltensregeln selten berücksichtigt werden. Noch schlimmer sieht es im Strassenverkehr aus. Die Theorie, wie ein Pilot fliegen oder ein Autolenker fahren und sich verhalten muss, steht jedoch seit geraumer Zeit schon fast in Stein gemeisselt und könnte als Algorithmus definiert werden.

Macht es denn dadurch nicht auch Sinn, zum Wohle der Sicherheit die Piloten mit Systemen und Backup-Systemen und eventuell Backup-Backup-Systemen zu ersetzen?

Das moralische Dilemma

So einfach ist es dann doch nicht. Wie geht man mit Fussgänger um? Was, wenn das System vor die Wahl gestellt wird: Entweder ich als Passagier oder die Gruppe Kinder, welche aus einer unübersichtlicher Ecke in die Strasse springt?

Dieses Dilemma lässt sich meines Erachtens in naher Zukunft nicht beseitigen. Solche Situationen sind und werden nie adäquat gelöst. Weder vom Mensch, noch vom System, Backup-System und Backup-Backup-System.

Wer sich selber mit solchen Entscheidungen konfrontieren möchte, kann dies mit der Moral Machine des MIT Media Labs tun. Besonders die Auswertung zum Schluss ist eine interessante Wiedergabe der eigenen Moralvorstellung.

Meine persönliche Meinung

Abschliessend zu bemerken ist, dass der Mensch einfach Zeit benötigt, um mit etwas neuem zurecht zu kommen. Dies ist in der heutigen Zeit der vielen Fortschritte sehr schwierig, auch wenn viele Statistiken für eine neue Technologie sprechen und die Resultate messbar sind.

Der freie Markt stellt in Sachen Big Data und Internet zunehmends Schwierigkeiten dar, da viele Neuerungen dem Verständnis des Laien voraus sind. Hierbei ist vor allem Eigenverantwortung gefragt, da die Politik in Bezug auf Regulierungen und Datenschutz langsamer funktioniert als die Markteinführung neuartiger Technologien.

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